Minimalphasige Systeme

Bei einem Minimalphasensystem müßte sich - wenn man die gemessene Phase abzüglich der errechneten Minimalphase über eine lineare Frequenzskala aufträgt - eine Gerade ergeben.


Erstes (Negativ-) Beispiel:

... nicht minimalphasig

In der obigen Abbildung wird die Differenz aus gemessener und aus dem Amplitudenverlauf errechneter minimaler Phase dargestellt.

Bei der dargestellten Messung einer Box eines Hobbyentwicklers ist sehr gut zu erkennen, daß ein zeitlicher Versatz zwischen Tiefmitteltöner und Hochtöner besteht.
Bei der Trennfrequenz (etwas unterhalb von 4 kHz) tritt dann im Ampitudenverlauf ein extremer (schmalbandiger) Pegeleinbruch aufgrund von Interferenz (zeitlicher Versatz !) auf.

Obwohl sich beide Einzelsysteme minimalphasig verhalten ... das Gesamtsystem ist KEIN Minimalphasensystem !

Die optimale Lösung wäre, die LS-Chassis "zeitgleich" auf der Schallwand zu montieren ... oder per passiver Frequenzweiche an "der Phase herumzuschieben", wobei die letzte Möglichkeit zwar einen ausgewogenen Amplitudenverlauf ermöglicht, aber daraus noch kein Minimalphasensystem macht.


Zweites Beispiel:

Hier ein weiteres Beispiel einer 2-Wege-Box, wo sich der Horntreiber aufgrund baulicher Zwänge nicht zeitgleich mit dem Tiefmitteltöner einbauen ließ.

Hier wurde mit einer passiven Weiche (durch "Phasenschieberei" ...) ein ausgewogenes Übertragungsverhalten im Amplitudenverlauf (+/- 2,5 dB) erzielt.

... nicht minimalphasig - mit Frequenzgangkorrektur

In dieser Darstellung der Differenz aus gemessener und minimaler Phase tritt kein unstetiger "Sprung" (wie im ersten Beispiel) auf. Wir sehen an der Trennfrequenz einen fließenden Übergang.

Beide Treiber verhalten sich - einzeln gesehen - zwar minimalphasig ... aber die gesamte Box ist auch hier kein Minimalphasensystem !